Beginn der Zucht im Rheinland

Der Beginn der geregelten Pferdezucht im Rheinland wird häufig mit der Einrichtung des königlich-preußischen Landgestüts in Wickrath im Jahr 1835 gleichgesetzt.

In den Anfangsjahren durch die Preußische Verwaltung mit Landbeschälern warmblütigen Schlages wie Hannoveraner, Trakehner und Oldenburger besetzt, erreichte die bäuerliche Züchterschaft, dass für sie Kaltblüter auf ihren schweren Lößböden „mit Tiefkultur,…und Rübenanbau“ und dem „Frachtverkehr“ die geeignetere Zugkraft sei und das kaltblütige Arbeitspferd, Rasse: Belgier, wurde 1876 zum alleinigen Zuchtziel erhoben.

Zwischen der rheinischen Züchterschaft und der Gestütsleitung im preußischen Landgestüt in Wickrath entwickelte sich eine so enge Partnerschaft, dass man den Vorsitz des Pferdestammbuches (gegründet 1892) und das Amt des Landstallmeisters in eine Hand legte, eine Tradition, die jahrelang Bestand hatte und einer der Schlüssel für den Welt-Erfolg der Kaltblutzucht in der Provinz Rheinland war.

Rheinlands Züchter – Weltmarktführer

In dieser Hochphase gingen Kaltblüter aus dem Rheinland in alle Welt sowie in fast alle deutschen Provinzen nach Schlesien und Brandenburg, ebenso wie nach Hannover und Ostpreußen; auf Welt- und DLG-Ausstellungen holte man serienweise Pokale und Auszeichnungen.

Hatte das Pferdestammbuch im Gründungsjahr 148 Stuten und 107 Mitglieder so zählte betreute das Rheinische Pferdestammbuch im Jahr nach dem 2. Weltkrieg 26.990 Stuten und 14.654 Mitglieder.

Rheinische Züchter waren von jeher sehr selbstbewusst in ihrem züchterischen Handeln. Von großer Symbolik sind die bereits im Gründungsjahr des Stammbuches installierten Pferdezuchtvereinen auf Kreisebene, die teilweise eigene Deckhengste besaßen und aus denen sich in vielen Fällen Hengsthaltungsgenossenschaften entwickelten und in Konkurrenz zum Landgestüt traten. Die Pferdezuchtvereine und die geschäftsführenden Zuchtberater existieren heute noch und sind den Kreisverwaltungen angegliedert.

Aus für die Kaltblüter !

In den ersten Jahren nach dem Krieg (verbunden mit einem starken Rückgang der Zucht) hielten die Zuchtoberen standhaft an den Kaltblütern fest, sie sollten parallel neben dem Traktor ihre Arbeit tun. Die zunächst wenig ausgereiften Zugmaschinen hatten auf schlammigen Böden nach langen Regenfällen alleine kaum eine Chance, die Vierbeiner halfen und waren nicht zu ersetzen. Doch die Züchter entschieden sich auf lange Sicht anders. 1961 waren es nur noch 482 Kaltblutzüchter und 741 Stuten.

In den nachfolgenden Jahren erlebte die Kaltblutzucht eine kleine Renaissance, beim Holzrücken im Wald, vor Planwagen und schweren Kutschen, vor Bierwagen und zu diversen Werbezwecken sind sie dabei.

Neue Chancen: Reitpferdezucht

Das große Wissen, welches die rheinische Züchterschaft mit der Zucht der Kaltblüter angesammelt hatte, und die umfänglichen Erfahrungen mit den „Dicken“, ging nicht verloren, sondern half die aufkeimende Warmblutzucht mit dem Ziel Reitsport zu beflügeln. Hatte das bis 1961 existierende Landgestüt Wickrath bereits eine kleine Abteilung mit Warmbluthengsten geführt, so kamen nach dem 2. Weltkrieg, der die Pferdebestände dramatisch reduziert hatte, u.a. über den sogenannten „Pferdeausgleich“ Warmblüter aus anderen deutschen Provinzen, die weniger unter den Kriegseinwirkungen gelitten hatten. Hinzu traten Stuten aus Ostpreußen, die infolge Flucht und Vertreibung bis ins Rheinland gelangt waren, wo sie blühende Zuchtstätten entstehen ließen. Besonders diese Genetik war neben den in den 1970er-Jagren getätigten Ankäufen von Stuten durch rheinische Züchter in Hannover und Westfalen bedeutend für die junge rheinische Warmblutzucht. Der bereits 1949 gegründete „Rheinische Verband der Warmblutzüchter“ schloss sich bereits 1954 mit den Kaltblut- und Kleinpferde-/Ponyzüchtern im Rheinischen Pferdestammbuch zusammen. Bei den Hengsten waren es zunächst die Vatertiere mit Trakehner-Brand, später die Hengste des NRW-Landgestütes (1970 gab es 11 Landgestüts-Deckstellen im Rheinland) und aus Hannover, die das Fundament legten. 1966 war die Zucht im Rheinland bereits so weit konsolidiert, dass die ersten rheinischen Junghengste gekört wurden, ein paar Jahre später gingen rheinische Hengste als Landbeschäler nach Warendorf.

Im Konzert mit den Großen: erfolgreich

Erste Schauerfolge auf DLG-Schauen ließen die großen norddeutschen Zuchtverbände aufhorchen, so z. B. Ballerina von Bernstein (1976), oder die Siegerfamilie der Bundesschau des Deutschen Reitpferdes 1979, die Familie der Fanfare, die ein Jahr später auf der DLG den Familienwettbewerb für sich entscheidet. Auch Hengste machen Reklame für die noch junge Zucht am Rhein: Rheingold von Romadour II gewinnt 1978 die HLP im Landgestüt Warendorf und Rembrandt von Rubin wird 1979 Sieger der HLP in Adelheidsdorf gegen stärkste Konkurrenz aus den Hochzuchtgebieten. In den darauffolgenden Jahren folgten in regelmäßigen Abständen TOP-Stuten auf bundesdeutschem Schauparkett wie Enterprise von Ehrensold und Rheinkind von Romadour II.

Rheinlands Einfluss

Zwei rheinische Beschäler sind bis heute von Bedeutung

der eine Hengst: Ehrentusch, der Inbegriff von Rittigkeit aus altem hannoverschen Adeptus xx-Blut, was noch heute hoch geschätzt ist, sich bedauerlicherweise sehr rar gemacht hat und

der andere: Florestan I, der eine Hengst-Dynastie angestoßen hat, die in ihrer Entwicklung ohne gleichen ist. Allein auf der letzten Hannoveraner-Körung waren von den 59 Körkandidaten der Sparte Dressur 23 Junghengste, die in eine der ersten beiden Generationen Florestan I-Blut aufwiesen. Dies belegt, die permanent starke Verbindung des Rheinlands mit Hannover und in gewisser weise die Rückkehr des Mutterstammes des Furioso II – Enkels an seinen Ursprung, nach Hannover; denn Florestan I entspringt der hannoverschen Stutenfamilie der Erlenklette, die Ur-Ur-Großmutter des Stempelhengstes ist. Die Familie Schulte-Böcker kaufte im Hannoverschen Zuchtgebiet Mitte der 60er-Jahre die Erlenklette-Tochter Glocke von Gong. Sie wurde Mutter von fünf Staatsprämienstuten und zwei gekörten Söhnen.

Neue Ausrichtung sichert Bestand

Anfang der 90er-Jahre wurde die Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Pferdestammbuch intensiviert, ohne die eigene Identität und züchterische Erfolge einzubüßen. Im Jahr 2002 zog das Rheinische Pferdestammbuch an den Ort seiner Gründung zurück. Nach vielen Jahren in Bonn wurde das ehemalige Landgestüt im Schloss Wickrath wieder das Zuhause des Zuchtverbandes. Die Partnerschaft mit Westfalen wurde 2013 aufgegeben. Die Interessenslagen hatten sich zu sehr auseinandergelebt. Es galt die Leistungen der rheinischen Züchter zukunftssicher zu machen und den Verband vor dem Hintergrund einer immer stärker werdenden Internationalisierung neuauszurichten. Dies gelang mit großer Mehrheit der Mitglieder im Jahr 2014. Die Warmblutzüchter wurden Mitglieder im Hannoveraner Verband und bildeten den jüngsten Bezirksverband. In den zurückliegenden drei Jahren waren es immer wieder rheinische Pferde, die national wie auch international für Aufsehen sorgten: Bonita Spring von Belissimo wurde 2015 Siegerstute Dressur auf der Hannoveraner Herwart-von-der-Decken-Schau und Victoria`s Secret von Vitalis wurde Weltmeisterin der Jungen Dressurpferde 2016 in Ermelo.

Ein Land – ein Bezirksverband

Neben rheinischen Züchtern haben sich ebenfalls in Westfalen lebende Hannoveraner Züchter dem neuen NRW Zuchtverband angeschlossen. Sie gründeten 2015 den Pferdezuchtverein Münsterland mit Sitz in Coesfeld.

Für ganz NRW stellt der neue eingerichtet Bezirksverband NRW satzungsgemäß das Bindeglied zwischen Zentrale und dem Vorstand in Verden und den Pferdezuchtvereinen im Land NRW dar.

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