In den ersten Monaten des Jahres ist unser Pferdezentrum in Wickrath vollkommen ausgebucht. Mittlerweile nicht nur zu den klassischen Anlässen der Zucht und Turnierveranstaltungen, sondern auch zu vielen weiteren Themen der Pferdewelt.
Das freut uns und steht dem Schloss Wickrath Horse Center gut zu Gesicht.
Entwicklungen in der Pferdezucht
Bei unserer Schloss Wickrath Stallions Hengstschau bin ich mal wieder etwas nachdenklich geworden. Die Dressurpferdezucht entfernt sich immer weiter von mir oder umgekehrt. Mittlerweile bin ich ganz froh, dass ich mich mit der dressurbetonten Zucht bei den Reitponys beschäftige. Hier ist alles doch etwas solider und einfacher mit Zuchtentscheidungen umzugehen. Meine persönliche Auffassung von einem stabilen charakterfesten, belastbaren Pferd weicht doch ziemlich von dem ab, was ich oft sehe. Und um es einmal mit meinen eigenen Erfahrungen zu umschreiben: Bei einem ganzen Teil der heutigen Wunderhengste habe ich die Väter, Großväter und die Stämme der Mütter vor Augen.
Die Bedenken von damals auf Schauen, Körungen und Turnieren hinsichtlich der Korrektheit des Ganges, eines instabilen Fundamentes und Exterieurs sowie dem Schritt und einer mentalen Leistungsbereitschaft potenzieren sich immer weiter.
Jetzt rede ich nicht wie der Blinde von der Farbe. Meine S-erfolgreichen Dressurpferde habe ich selbst ausgebildet und S-erfolgreiche Pferde und Ponys stammen aus meiner eigenen Zucht. Man brauchte mich nicht per Longe bis ins Viereck führen und an Siegerehrungen konnte ich auch ohne Angst und unfallfrei allein teilnehmen. Drei und nicht zwei Grundgangarten waren gefragt. Auch bei der Belastbarkeit und dem Einsatz der Pferde brauchte mir kein Therapeut jedweder Art Ratschläge geben. Und Dauergast in Kliniken war man auch nicht.
Was im Nachhinein für mich heute noch ganz wichtig ist, meine Ratgeber- egal aus welcher „Zunft“ des Pferdebereiches - waren vor allem gestandene Pferdeleute.
Da sind wir an dem Punkt, an dem ich glaube, dass alle Züchter, die ein Fohlen noch selber zur Welt bringen und in der Hand haben, es auf dem eigenen Betrieb aufziehen, anreiten und weiter ausbilden, anders auf die Sache schauen als diejenigen, die „ alles fremdvergeben“.
Um erfolgreich und wirtschaftlich am Zuchtgeschehen teilnehmen zu können, muss man in der heutigen Zeit viele seiner Grundsätze in Frage stellen.
Welche Überzeugung mittel- bis langfristig recht behält wird die Zukunft zeigen.
Entwicklungen in der Turnierlandschaft
Wenn ich mir in der gerade angefangenen Turniersaison die Entwicklungen anschaue ,ist ein Trend in den ganz hohen und den ganz kleinen Prüfungen weiterhin deutlich erkennbar.
Entweder gibt es Veranstaltungen, die aufgrund guter Nennungsergebnisse noch einen Tag eher anfangen als geplant oder aber, die, bei denen das Turnier eingekürzt wird und Prüfungen aufgrund zu geringer Nennzahlen ausfallen.
Natürlich gibt es dafür, wie immer im Leben, Gründe. Einige habe ich auch in der Vergangenheit in dieser Kolumne angemerkt. Den Aspekt, den ich hier einmal beleuchten möchte, ist, dass die Veranstalter mit den hohen Nennungszahlen, wenn sie klassisch ehrenamtlich geführt werden, oft an ihre Belastbarkeit kommen. Nämlich dann, wenn in der Woche mit Urlaubstagen und am Wochenende deutlich mehr Freizeit für ein Turnier aufgebracht werden muss. Kurzfristig geht das, langfristig funktioniert es wahrscheinlich weniger, es sei denn die Ehrenamtler bekommen ihren Aufwand entlohnt für die Zeit, die sie aufbringen. Allerdings ist man dann an dem Punkt, dass sich das ohnehin nicht ganz günstige Turnierreiten weiter verteuert.
Offener Brief
Kurz vor Redaktionsschluss kursierte ein offener Brief im Netz, der zur Diskussion stellte, dass die erfolgreichen rheinischen Kaltblutzüchter der Bundeskaltblutschau in Berlin keine Erwähnung in der Rheinlands Reiter & Pferde gefunden haben.
Mittlerweile bin ich etwas empfindlich geworden, wenn ich mich für etwas entschuldigen muss, was man selbst nicht so einfach beeinflussen kann. So kritisiert eine nicht geringe Anzahl von Züchtern, dass keine Berichterstattung zur Grünen Woche stattgefunden hat.
Hier einmal zum Hintergrund: Ursprünglich ist die RRP vom Rheinischen Pferdestammbuch e.V. und dem Pferdesportverband Rheinland gemeinsam als Verbandsorgan gegründet worden. Durch die Gründung der Pemag ist im Grunde genommen die wirtschaftliche, aber auch die redaktionelle Verantwortung der RRP von uns abgegeben worden.
Auf der einen Seite bin ich ganz froh, dass wir keine wirtschaftliche Verantwortung für diese Zeitung haben, auf der anderen Seite ist man dann natürlich auch nur Beifahrer.
Dieser offene Brief legt natürlich da den Finger in die Wunde, wo wir derzeit stehen.
Wer ist für was in der Verantwortung?
Theoretisch sind wir Miteigentümer der Zeitschrift und auch Redaktionsbeirat.
Praktisch schreiben wir hier und da ein Grußwort, berichten mit eigenen Texten und Bildern über die Ereignisse der Wickrather Veranstaltungen und ich habe hier seinerzeit mit der Kolumne begonnen, um meine persönliche Sicht auf die Dinge von Wickrath aus, den Lesern und unseren Züchtern mitzugeben.
Das machen wir nicht, weil wir einen Verlag haben oder ein Redaktionsbüro.
Journalismus ist auch kein Beruf oder Hobby von uns.
Es geht uns darum für unseren Zuchtverband und unsere Züchter sichtbar in den Ausgaben zu bleiben. Nicht mehr und nicht weniger.