In diesen Tagen nimmt das Hengst und Körungskarusell wieder Fahrt auf.
Von ersten Terminen auf den Höfen über Vorauswahlen bis zu den einzelnen Körungen dreht sich im Herbst und Winter alles um das Körgeschäft. Wie gut der Jahrgang ist und wie sich der Markt verhält werden wir bald sehen.

Bundeschampionate in Warendorf
In diesem Jahr zeitgleich mit der Weltmeisterschaft der jungen Pferde an dem seit Jahrzehnten gleichen Termin. Man kann lange darüber diskutieren, allerdings darf man diese Terminüberschneidung als unglücklich bezeichnen, ohne genau zu wissen, wie es dazu kam. Dass sich die Championate dank Markus Scharmann auf einem guten Weg befinden, habe ich ja im letzten Jahr schon geschrieben. Ob sie wirklich zukunftsfähig und rentabel werden, lasse ich mal dahingestellt. Es wäre zu wünschen.

Zwei Gold und eine Silbermedaille gab es bei unseren Ponys. Was mich besonders gefreut hat: gute Ausbildung und feines Reiten hat sich bei den meisten Finalisten bezahlt gemacht und es war schön anzuschauen. Eine Medaillenflut bei den rheinischen und hannoverschen Großpferden über alle Disziplinen ist natürlich großartig, aber wie immer nur eine Momentaufnahme, auf der man sich nicht ausruhen kann. Und auch nach den Diskussionen rund um die Nominierungen, kann man sagen, dass statistisch gesehen zu einem überwiegenden Teil die Richtigen Richtung Warendorf geschickt wurden.

Als Zuschauer war man am Stadion der Reitpferde und Ponys an den letzten beiden Tagen über so manche Richterentscheidung erstaunt. Gerade, weil man an den ersten Tagen die allermeisten Noten gut nachvollziehen konnte. Dass junge Pferde und Ponys in ihrer Tagesform nicht immer gleich sind; wissen wir alle, nur die teilweise deutlichen von einem auf den anderen Tag abweichenden Noten waren für mich schon sehr unglücklich. Und das Thema Gebäudenoten ist für mich als Zuchtrichter jedes Jahr aufs Neue eine streitbare Entscheidung. Sodass ich immer mehr zu der Meinung komme, dass wir zu einer Perspektivnote anstelle der Gebäudenoten kommen sollten oder sie einfach ganz weglassen. Denn der Spielraum, der mit der Gebäudenote teilweise missbraucht wird, ist oft nicht nachvollziehbar und gibt teilweise nicht den tatsächlichen Zustand des Pferdes/Ponys wieder.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu den Eintrittspreisen in Warendorf.

Auf der einen Seite Freikarten für ganz viele, die dort rumlaufen. Egal, ob Reiter, Besitzer, Züchter oder Funktionäre. Auf der auf der anderen Seite 26 Euro Eintritt für einen stinknormalen Besucher, egal ob 16 oder 80 Jahre alt, pro Tag! Nun ja, ob das mehr Zuschauer anlockt und ob die kilometerlangen Bauzäune und die große Zahl an Ordnern im Kosten-Nutzenverhältnis stehen, lasse ich mal dahingestellt. Manchmal ist weniger auch mehr.

Vorbilder
In einer meiner vorherigen Kolumne habe ich den Verlust von Menschen beschrieben, die mich, aber auch den Niederrhein, geprägt haben. Der Besuch auf Beerdigungen hat bei mir in diesem Jahr leider auffällig zugenommen.

Diese verstorbenen Pferdeleute waren in ihrer Art immer gerade, was nicht heißen soll, dass sie nicht streitbar waren, aber immer klar in ihrer Meinung. Man konnte sie einschätzen und wusste immer, wo man dran war. Bodenständig und Landverbunden im wahrsten Sinne des Wortes. Man konnte ihnen von Jugendbeinen an immer gut und vor allem mit Begeisterung zuhören und fürs Leben lernen. Zwei möchte ich hier einmal namentlich erwähnen, weil der eine, Gerd Stermann, mich reiterlich mit seinem Bruder immer sehr inspiriert hat. Der andere, Heinrich Werth, unter anderem für meine Verbandskarriere, angefangen im Kreispferdezuchtverein, mitverantwortlich war. Und weil beide mit ihren Familien mir persönlich immer ein wenig den Weg geleitet haben in Zeiten, in denen man nicht ganz genau wusste, wo es gerade am besten lang geht.

Präsidentenwahl bei der FN
Über das olwie, habe ich doch ein paar Anmerkungen. Zum einen bin ich mal wieder darauf ausgekommen, dass unser Zuchtverband „nur“ ein Anschlussverband der FN ist, um das kurz mal etwas provokant zu beschreiben. Wir dürfen zwar brav unsere Jahresrechnung bezahlen, wenn es aber spannend wird, zählt die Stimme entweder gar nicht oder prozentual gesehen kann es unter ferner liefen abgelegt werden.

Zum anderen ist dieses Reglement auch Ausdruck einer total überholten Satzung, die leider nicht mehr zeitgemäß und für mein Verständnis auch nicht so hundertprozentig demokratisch ist.
Auch die Personenauswahl mit zwei Rückzügen unter Begleitung der Presse war nur bedingt glücklich.
Dass gefühlt, bis auf wenige Ausnahmen, alle Führungsebenen neu besetzt werden oder sind, birgt wahrscheinlich mehr Chancen als Risiken für die zukünftige Neuausrichtung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Mit Martin Richenhagen ist ein ausgewiesener Sanierer ausgewählt worden, der dieser Herausforderung gewachsen scheint.
Das ist das Positive der letzten Wochen.

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