In diesem Jahresabschnitt ist einiges los bei unseren Züchtern.
Schauen, Auktionen und Stutenleistungsprüfungen. Jetzt zeigt sich einmal mehr, ob die getätigten Zuchtentscheidung Früchte tragen.

Wofür braucht man einen Verein?
Ich muss vorwegnehmen, dass mich dieses Thema immer wieder umtreibt und damit meine ich alle Arten von Vereinigungen in Zucht und Sport, die ich mitbegleite.
Also einmal namentlich aufgeführt: Reitvereine, Kreispferdezuchtvereine, Kreisreiterverbände, Pferdestammbuch, Pferdesportverband und die FN.
Gerade, wenn in der ersten Jahreshälfte die meisten ihre Jahreshauptversammlung durchführen (für mich heißt das konkret durschnittlich eine JHV pro Woche über ein halbes Jahr) kommt in mir diese Frage hoch.

Fangen wir doch mit der Definition eines Vereins an :
Der Name kommt von vereinen und ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Personen mit gleichen Interessen. Das Bedürfnis eines Vereins ist das gemeinsame Tun, also Gemeinschaft und auch Geselligkeit. Rechtswissenschaftlich wird zwischen Verein und Verband unterschieden, sozialwissenschaftlich verfolgen beide die gleichen Ziele, obgleich der Verein die lokale Bindung zu seinen Mitgliedern sein soll.
Der Verband ist die überregionale Interessenvertretung. Für eingetragene Vereine sind zwei Organe zwingend vorgeschrieben: der Vorstand und die Mitgliederversammlung- sowie eine Satzung.
So weit so gut.
Gehen wir jetzt einmal ins Detail und fragen uns, was zeitgemäß ist.

-Der Reitverein
Hier soll der Einstieg für Jedermann sein, der im Reitsport unterwegs ist. Der Grundgedanke des Vereins: Jeder gibt ein bisschen dazu, um in der Gemeinschaft allen Mitgliedern einen Einstieg in den Sport zu ermöglichen.
Meine Beobachtung zu der momentanen Vereinslandschaft:
Die Zahl und die Lebendigkeit der hiesigen Reitvereine nimmt ab. Die Coronapandemie war mit Sicherheit ein Beschleuniger der demographischen und strukturellen Herausforderungen. Vielerorts treten private Reitställe anstelle der „klassischen“ Reitvereine als Dreh- und Angelpunkt auf. Das gleiche gilt für Turnierveranstaltungen. Die Zahl der ländlichen Turniere nimmt ab. Die Zahl der professionellen Turnierveranstaltungen nimmt zu. Der Trend der daraus klar erkennbar ist -> wir entfernen uns immer mehr von dem ehrenamtlichen hin zum professionellen Unternehmen. Jeder muss für sich selbst die passende Struktur finden.

Und einmal zurück zur oben gestellten Frage.
Wer braucht einen Reitverein ?

Anscheinend in der heutigen Zeit weniger Menschen als wir hoffen und glauben. Wenn ich am Turniersport teilnehmen möchte, ganz klar, ja. Alle anderen, die sich mit dem Pferd beschäftigen- egal in welcher Art und Weise- und das ist die große Mehrheit, wahrscheinlich nicht. Das heißt im Klartext -kein Verein, kein Pferdesportverband, keine FN, keine Versammlungen, keine Verbandszeitschriften und keine Jahreshauptversammlungen, die diese Leute vermissen als Nichtmitglied.

-Der Zuchtverein
Hier haben wir die gleiche Ausgangslage wie bei den Reitvereinen. Vorstände, die schon eine gefühlte Ewigkeit im Amt sind. Müssen Posten dann einmal neu besetzt werden, ist es oft nicht einfach überhaupt jemanden zu finden und zu begeistern. Die Jungzüchterarbeit, aus der die nächste Generation an Züchtern und Ehrenamtlern erwachsen soll, erweist sich ebenfalls vielerorts als nicht einfach. Der Züchter, der züchten möchte, um Fohlen zu bekommen, braucht die Strukturen eines Kreisvereins auch nicht unbedingt.

Diese Analyse ließe sich beliebig fortführen auch gerade im Hinblick auf Selektionsmassnahmen, die die Züchter wünschen oder eben auch nicht.

Mein Fazit:
Gesellschaftlich und wirtschaftlich kreisen alle um sich selbst.
Was früher im Kollektiv von der Gemeinschaft getragen wurde, wird heute maßgeschneidert auf die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet.
Das kann man gut finden oder nicht, es ist Fakt.
Und jetzt sitze ich hier auf all jenen Versammlungen und frage mich sehr oft, für wieviele Mitglieder der Gesamtheit dieses Spektakel abgehalten wird. Begrüßungsrede, der Jahres- und Geschäftsbericht, die Wahlen und Ehrungen. Für einen Großteil der Mitglieder jedes einzelnen Vereins anscheinend nicht. Denn dann müssten sich deutlich mehr Personen an diesen Veranstaltungen einbringen und teilnehmen. Die Frage, die sich mir stellt, für wen dann bitte?
Unsere Gesellschaft entwickelt sich immer mehr zu Individualisten, die viel haben und wenig geben möchten. Auf der anderen Seite nehmen sich Vereine und Verbände für wichtiger als nötig.
Vielmehr müssen alle Vereinigungen, damit meine ich alle, von ganz unten bis ganz oben, mehr die Dienstleisterrolle für sich einnehmen.

 

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